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1. Neue und neueste Geschichte - S. 11

1880 - Dillenburg : Seel
— 11 — den Worten zurück: „Ich will nicht mit Sigismund erröthen." Da zwei Kurfürsten (auch der Landesherr Luthers) bereits abgereist waren, so suchte der Kaiser das Werk Luthers noch dadurch zu hindern, daß er den vier andern Kurfürsten das Wormser Edikt zur Unterschrift vorlegte. In demselben wurde die Verbreitung der neuen Lehre strenge verboten, Luther für einen Ketzer erklärt und die Reichsacht über ihn ausgesprochen. Darnach reiste der Kaiser ab nach Spanien und überließ die Regierung des Reiches einem Collegium von Reichsfürsten, an dessen Spitze sein Bruder Ferdinand stand. e. Luther auf der Wartburg. Noch ehe die Frist des freien Geleites abgelaufen war, befand sich Luther in Sicherheit; Friedrich der Weise hatte dafür gesorgt. Als Luther auf der Rückreise von Eisenach seitwärts fuhr, um einige Freunde zu besuchen, überfielen mehrere bewaffnete und verkappte Reiter seinen Wagen, rissen ihn heraus und schleppten ihn mit in den Waldbaus weiten Umwegen wurde er in der Nacht aus die Wartburg (bei Eisenach) gebracht. Hier erhielt er den Namen Junker Georg, mußte sich ritterlich kleiden, Bart und Haupthaar wachsen Jsaffeit und sich ritterliche Sitten und Geberden angewöhnen und fleißig mit den andern Rittern auf die Jagd gehen. Freilich gefiel ihm das Leben auf der Wartburg nicht; er schrieb an einen Freund: „Ich wollt lieber zur Ehre Gottes auf glühenden Kohlen brennen, als hier in der Einsamkeit halb leben und verfaulen." Meist saß er in seinem Zimmer und studirte oder schrieb Briese, welche durch geheime Boten an seine Freunde befördert wurden. Seine Gegner hielten ihn für todt, da er so plötzlich spurlos verschwunden war. Aber Luther lebte, und die Zeit seines Aufenthaltes auf der Wartburg gereichte feinem Werfe zu mächtiger Förderung. Das Mittel dazu war Luthers Bibelübersetzung in die deutsche Sprache, welche er auf der Wartburg begann. Es gab wohl schon deutsche Bibeln, aber diese waren nicht nach dem Grundiert der Heil. Schrift, sondern nach der lateinischen Bibel, der Vulgata, (vom Kirchenvater Hieronymus) übersetzt. Luther dagegen übersetzte direkt ans den Grundsprachen. Es war ein außerordentlich schwieriges und mühevolles Werk, die alten Schriftsteller so ins Deutsche zu übertragen, daß es von jedermann verstanden werden konnte; ein einzelner Spruch, ja ein einziges Wort Hat oft tage-, ja wochenlange Arbeit erfordert. Die (Schwierig-O

2. Neue und neueste Geschichte - S. 13

1880 - Dillenburg : Seel
— 13 — hältnisse an. Wie auf gemeinsame Verabredung erhoben sich in mehreren Gegenden Deutschlands die Bauern und forderten von ihren Gutsherren Aushebung der Leibeigenschaft und Beseitigung des harten Druckes, sich dabei auf Luthers Lehre von der Freiheit und auf die Bibel berufend. In zwölf Artikeln stellten sie ihre Forderungen zusammen und schickten sie zunächst an Luther, damit er sich über dieselben ausspreche. Luther erkannte einige ihrer Forderungen als begründet an, ermahnte die Aufständischen jedoch dringend zur Ruhe; die Gutsherrn forderte er zur Mäßigung auf. Aber weder die einen, noch die andern hörten auf seine Stimme; bald brach in Franken, Thüringen, Schwaben und im Elsaß die Empörung offen ans. Die Bauern rotteten sich zusammen, Zogen unter schrecklichen Verwüstungen umher, um überall ihre zwölf Artikel zur Annahme und Geltung zu bringen; Kirchen und Klöster wurden ausgeplündert, Bilder und Crucifixe zertrümmert, die Burgen geplündert und niedergerissen, Edelleute und Priester mishandelt und getödtet. Der leidenschaftliche Karlstadt stand an der Spitze einer solchen Bande. Da schrieb Luther eine Schrift: „Wieder die räuberischen und mörderischen Bauern," worin er ihr Beginnen in der schärfsten Weise vernrtheilte; die Fürsten forderte er auf, die ihnen von Gott verliehene Macht gegen die Bauern und ihr frevelhaftes Werk zu gebrauchen. Der schwäbische Bund sammelte ein Heer und stellte es unter den Oberbefehl des Grafen Truchseß von Waldburg, dem ei nicht schwer wurde, die ungeordneten und ungeübten Bauernhaufen zu zerstreuen; die Reste der Zersprengten verkrochen sich in die Wälder, wurden aber, wenn man sie sand, aufs schonungsloseste niedergemetzelt. Noch ehe dieser Aufstand ganz gestillt war, brach in Thüringen ein andrer aus, an dessen Spitze Thomas Münzer stand. Dieser stammte ans Stolberg am Harz, war zuerst Gymnasiallehrer zu Braunschweig, dann Diakonus zu Zwickau; wegen fortgesetzter Streitigkeiten wurde er seines Amtes entsetzt, und wegen Aufwiegelung zum Widerstände gegen die Obrigkeit wies ihn der Magistrat zu Zwickau aus der Stadt. Als Karlstadt in Wittenberg den Bildersturm begann, begab er sich dorthin, mußte aber mit den übrigen Zwickaner Propheten von dort weichen. Nun trat er selbstständiger auf, rühmte sich göttlicher Offenbarungen, behauptete, das Wesen der christlichen Freiheit besser zu kennen, als Luther; er nannte Luther den „Dr. Lügner", „das geistlose, sanft lebende Fleisch zu Wittenberg;" eine ganz neue * Z.

3. Neue und neueste Geschichte - S. 19

1880 - Dillenburg : Seel
— 19 — sich eine kriegerische Verfassung gab und Philipp von Hessen zum Oberbefehlshaber in Hessen und Sübbeutschlanb und Johann Friedrich von Sachsen (Johann der Bestänbige war Mb nach dem Nürnberger Religionsfrieben gestorben) zum Befehlshaber in Sachsen und Westphalen ernannte. Im Jahre 1537 würde der schmalkalbische Buub auf weitere sechs Jahre erneuert; in bemselben Jahre schrieb Luther bte schmalkalb i s ch e n Artikel, welche ebenfalls eine Bekeuntnisschrift der lutherischen Kirche geworben sinb. k. Luthers häusliches Leben. Hatte Luther sich durch Verbrennung der Bannbulle (1520) öffentlich von der katholischen Kirche losgesagt, so entfernte er sich um einen weiteren Schritt von ihr durch feine Heirat. Gar vielfach ist Luther wegen biefes Schrittes angegriffen worben, ob mit Recht ober Unrecht, bleibe hier unerortert. Das aber ist gewiß, daß er den Segen einer eblen, srommeu Häuslichkeit in reichem Maße empsunben hat und daß sein Familienleben ihm gar oft ein Trost in allen den äußeren Kämpfen gewesen ist. — Da mit der allmählichen Verbreitung der Reformation den evangelischen Geistlichen die Ehe erlaubt worben war, so hielt auch Luther sich nicht mehr an das Cölibat gebunben. Zu feiner Hochzeit schenkte ihm die Universität zu Wittenberg einen silbernen, innen öergolbeten Becher, der Magistrat spenbete eblen Wein, Bier und zwanzig Gulben; der Kurfürst wies dem jungen Ehepaar Wohnung in dem ehemaligen Klostergeßäube an. Das eheliche Leben selbst war ein Leben in heiliger Liebe; Luther war glücklich im Besitze seiner Käthe und blinkte sich reicher als Crösns mit all' feinen Schätzen. — Große Frenbe erlebte Luther an feinen Ktnbern, von benen ihm zwei Mäbchen, Elisabeth und Magbalena, balb wieber bahinstarben. Sein großer Schmerz über den Verlust seiner Lieblinge würde in etwas ge-Xtnbert durch den Gebanken an die Auferstehung und Wieber-vereiuigung. Nach dem Tode feiner Elisabeth schrieb er an einen Freunb: „Elisabeth hat uns Lebewohl gesagt, um zu Christo zu gehen," und als sein Leuchen im Sarge lag, sprach er: „Dir, liebes Leuchen, ist wohl geschehen; Du wirst wieber aufersteh« und leuchten wie ein Stern, ja wie die liebe Sonne." Der eine feiner Söhne, Hans, berselbe, an den er den köstlichen Brief: „An mein liebes Hänschen" schrieb, war später ein angesehener Rechtsgelehrter in Weimar, ein anberer, Paul, war Leibarzt des Kurfürsten. So groß die Liebe zu seinen Kinbern war, so 2* i

4. Neue und neueste Geschichte - S. 2

1880 - Dillenburg : Seel
— 2 — noch zwei Schmelzöfen erwerben konnte. Die Erziehung des kleinen Martin war äußerst streng, so streng, daß er ganz ein- ! geschüchtert wurde und eine Zeit lang seinen Vater floh. Zur Schule wurde er fleißig angehalten; sein Vater trug ihn bei • schlechtem Wetter aus den Armen zur Schule. Auch hier herrschte eine strenge, oft harte Zucht; Luther erzählt selbst, daß er einst j an einem Vormittage fünfzehnmal die Ruthe bekommen habe. I Als er vierzehn Jahre alt war, brachte ihn sein Vater _ in^das ; damals berühmte Gymnasium zu Magdeburg und ein Jahr später auf die lateinische Schule zu Eisenach, wo er Verwandte seiner Mutter hatte. Weil trotzdem die Mittel zum Unterhalte des Sohnes nicht ausreichten, suchte dieser dadurch noch etwas ' zu verdienen, daß er mit andern Knaben seines Alters vor den Thüren reicher Leute Lieder sang. Das treuherzige Gesicht des Knaben, sowie sein andächtiges Gebet und seine schöne klare Stimme bewogen eine Frau Cotta, ihn in ihr Haus und an ihren Tisch aufzunehmen. Nun war alle Sorge von Luther genommen; mit fröhlichem, rastlosem Eifer wandte er sich dem Studium zu, erlernte nebenbei die Flöte und das Saitenspiel. 1501 Wohl vorbereitet bezog Luther in seinem achtzehnten Jahre die Universität Erfurt. Auch hier verwandte er großen Fleiß aus das Studiren, vergaß aber dabei nicht, daß der Segen auch der Geistesarbeit von oben komme. „Fleißig gebetet ist halb stndirt", war sein Wahlspruch, und nach diesem fing er jeden Morgen sein Lernen mit Gebet an. Ansangs studirte er Philosophie, und obwohl ihm diese eigentlich nicht zusagte, brachte er es darin doch so weit, daß er Magister (Lehrer) der freien Künste wurde. Nach dem Willen seines Vaters wandte er sich dann der Rechtsgelehrsamkeit zu, saud aber an derselben gar kein Gefallen; immer mehr zog es ihn nach der Theologie (Gottesgelehrifieii),. und nur der Gedanke, seinen Eltern nicht entgegen zu handeln,, hielt ihn noch davon ab, sich jetzt schon dem geistlichen Stande-zu widmen. Eine schwere Krankheit, in welche er verfiel, bestärkte:-ihn in feiner Absicht, deren Ausführung ihm mehr und mehr zur., inneren Nothwendigkeit wurde. Der plötzliche Verlust seines:? geliebten Freundes Alexius bewog ihn, den Entschluß auszu— 1505 führen und zu diesem Zwecke in das Augustiners löstet zu-i Erfurt einzutreten. Auch der ausgesprochene Widerwille des:-Vaters gegen das Mönchswesen konnte ihn nicht beirren» Nochlsi einmal (es war am 15. Juli 1505) lud er seine Freunde ein,, erquickte sich mit ihnen an der Musik und eröffnete ihnen daumi

5. Neue und neueste Geschichte - S. 4

1880 - Dillenburg : Seel
ersten Lichtstrahl in sein nmdüstertes Gemüth, und als er darauf seinem Ordens-Vorgesetzten Dr. Staupitz die Bekümmernis seines Herzens mittheilte, wies ihn dieser darauf hin, daß solche Anfechtungen ihm gar nützlich und nöthig seien, und zeigte ihm dann den Weg zum Frieden des Herzens: Buße und Glaube an den Weltheiland. Einige Jahre vorher hatte Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen eine neue Universität in Wittenberg gegründet und beauftragte nun den Dr. Staupitz, einen tüchtigen und gelehrten Mann als Lehrer der Weltweisheit vorzuschlagen. 1508 Auf Staupitz's Rath berief der Kurfürst im Jahre 1508 Luther als Professor nach Wittenberg. Anfangs lehrte Luther nur weltliche Wissenschaften, erwarb sich aber bald großes Ansehen und bewundernde Anerkennung. Ein Jahr später begann er auch theologische Vorlesungen zu halten, aber nicht in der Weise, wie es bisher geschehen war; er legte die alten Kirchenväter bei Seite und lehrte die Theologie unmittelbar aus ihrer Quelle, der heiligen Schrift und durch Auslegen derselben aus sich selbst. Staupitz forderte ihn auf, auch zu predigen; nach langem Widerstreben überwandt er seine Schüchternheit, und seine predigten fanden so viel Beifall, daß er von der Gemeinde zu ihrem Prediger gewählt wurde. 1510 Im Jahre 1510 mußte Luther im Auftrage des Ordens eine Reise nach Rom unternehmen, um die Entscheidung über eine Streitsrage seines Ordens vom Papste selbst einzuholen. Mit großer Freude trat er die Reise an; als er die Thürme Roms von ferne erblickte, fiel er zur Erde und rief: „Sei mir gegrüßt, du heiliges Rom!" Wenn er aber hier alle Frömmigkeit und Gerechtigkeit des Lebens zu finden gehofft hatte, so täuschte er sich. Die ganze Geistlichkeit, der Papst nicht ausgenommen, war in das damals herrschende Sittenverderben hineingerissen worden; Achtung und Scheu vor dem Heiligen war gerade in Rom am wenigsten zu finden. Als er einst langsam und andächtig eme Messe las, hatten andre Priester in derselben Zeit deren sieben gelesen, und einer rief ihm sogar zu: „Vorwärts! schicke unjrer lieben Frauen ihren Sohn bald wieder heim!" Um Vergebung seiner Sünden zu erlangen, rutschte^ er auf feinen Knieen die Pilatustreppe hinan; aber fein Herz fand die gehoffte Ruhe ntch , es war ihm vielmehr, als hörte er in feinem Innern eine Stimme. „Der Gerechte wird feines Glaubens leben!" Der Erfahrungen ouf dieser Rom-Reife für Luther waren so viel, daß er 1 pater

6. Neue und neueste Geschichte - S. 9

1880 - Dillenburg : Seel
machte man Luther darauf aufmerksam, daß ihm vielleicht ein ähnliches Schicksal, wie es einst den Hus erreicht, bevorstehe; aber Luther erwiderte: „Und wenn man zwischen Worms und Wittenberg ein Feuer machte, das bis an den Himmel reichte, so wollte ich doch hin." In der Nähe von Worms warnte ihn ein angesehener Ritter, Franz von Sickingen, die Stadt zu betreten und bot ihm seine Burg als Zufluchtsort au; auch Luthers Freund, der Hofprediger Spalatin, trug ernste Bedenken und bat Luther, nicht so geraden Weges in die Stadt zu gehen; Luther antwortete: „Und wenn so viel Teusel in Worms wären, als Ziegel auf den Dächern, so ginge ich doch hin." Am 16. April kam Luther in Worms an; als es bekannt wurde, daß er in der Stadt sei, eilte das Volk herbei, ihn zu sehen; man zählte 2000 Menschen, welche sich um ihn drängten. Die Erwartung, welche er erregte, war um so größer, als sämmtliche Fürsten, auch die streng katholischen, Beschwerdeschriften gegen die Entartung der Kirche und gegen den römischen Hof mitgebracht und der Reichsversammlung vorgelegt hatten. — Schon am folgenden Morgen wurde Luther mitgetheilt, daß er nachmittags 4 Uhr vor dem versammelten Reichstage zu erscheinen habe. Diese Zeit aber war bekannt geworden, und als daher Luther gegen 4 Uhr von dem Reichsherold abgeholt wurde, war die Volksmenge, welche herbeigeeilt war, um Luther zu sehen, so groß, daß er durch Seitengäßchen und Gärten hindurch seinen Weg nehmen mußte, um vor den Reichstag zu gelangen. Als er die Treppe zu dem Hause, in welchem der Reichstag versammelt war, emporstieg, klopfte ihm ein alter Kriegsmann, Georg von Fruudsberg, auf die Schulter und sprach: „Mönchlein, Mönchlein! Du gehst jetzt einen Gang, desgleichen ich und mancher Oberster auch in der allerernstesten Schlachtordnung nicht gethan haben. Bist Du aber deiner Sache gewiß, so fahre in Gottes Namen fort und sei getrost, Gott wird Dich nicht verlassen." Nach zweistündigem Warten wurde er vor die Reichsversammlung geführt, da saß der Kaiser auf erhabenem Throne, umgeben von vielen Fürsten, Bischöfen, Rittern und Gesandten. Als er den einfachen Mönch erblickte, soll er gesagt haben: „Der soll mich nicht zum Ketzer machen." Darauf wurde er gefragt, ob er die auf einem Tische liegenden Bücher als die seinigen anerkenne, und ob er die darin enthaltene Lehre widerrufen wolle. Luther, geblendet von dem ihn umgebenden Glanze, war anfangs schüchtern; mit nur schwacher und unsicherer Stimme erklärte er die Bücher

7. Neue und neueste Geschichte - S. 14

1880 - Dillenburg : Seel
Ordnung in geistlichen und weltlichen Dingen sollte anbrechen; alle Standes- und Vermögensungleichheit sollte anshören. Mit solchem Predigen lockte er die Menge an sich; er setzte sich zuerst tn Allstädt in Thüringen, dann in Mühlhausen fest, vertrieb aus letzterer Stadt den Magistrat und richtete sein neues Königreich Jerusalem daselbst ein, an dessen Spitze natürlich er selbst stand, fast alle Bauern Zwischen Harz und Thüringerwald fielen ihm zu. Unter seiner Führung zogen sie von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt; die blühendsten Landschaften waren nach ihrem Abzüge Emöden voll rauchender Trümmer. Als der Aufstand so weit gediehen war, erhoben sich alle Fürsten ohne Unterschied der religiösen Ansichten gegen sie. An der Spitze des eiligst zusammengebrachten Heeres standen Landgraf Philipp von Hessen, Herzog Heinrich von Brann-schweig und Herzog Georg von Sachsen. Bei Franken-hansen hatten die Bauern eine Wagenburg aufgeschlagen; dorthin begaben sich auch die Fürsten mit ihrem Heere. Vor der Schlacht feuerte Münzer die Seinen nochmals in begeisterter Rede zum Kampf an, versicherte, die Geschosse würden ihnen nicht schaden, er werde sie alle mit seinem Mantel auffangen, und ließ dann einen der Gesandten der Fürsten, welche ihnen nochmals Verzeihung angeboten hatten, wenn sie die Waffen niederlegen wollten, todten. Da begann der Angriff; kaum hatten die Geschütze an-1525 gefangen zu donnern, da stob das Bauernheer in wilder Flucht auseinander; die meisten wurden eingeholt und niedergemacht. Münzer war einer der ersten gewesen, welche flohen; er hatte sich nach Frankenhausen begeben und auf einem Heuboden versteckt, wurde aber entdeckt und hingerichtet. Damit hatte der Bauernkrieg fein Ende erreicht; an 100 000 Bauern waren in demselben umgekommen; das Loos des Bauernstandes war eher schlimmer als besser geworden. Etwa 9 Jahre später fand ein Nachspiel des Bauernaufstandes in Münster unter der Führung des Johann von Leyden statt; auch dies fand ein schnelles Ende ähnlich dem Ausgang des Bauernkrieges. g. Fortgang der Reformation. Die geschilderten traurigen Ereignisse konnten der Reformation wohl schaden, ihren Fortgang aber nicht hindern. Im Jahre 1525 war Kurfürst Friedrich der Weise gestorben, und fein Nachfolger Johann der Beständige entschied #

8. Neue und neueste Geschichte - S. 21

1880 - Dillenburg : Seel
— 21 — unter dem Vorsitze des Papstes tagte, weigerten sich die Protestanten, dasselbe zu beschicken. So waren die den Katholiken günstigen Beschlüsse im voraus gesichert, und da Karl V. zu derselben Zeit Geldnnterstntznng vom Papste und ans Spanien erhielt, beschloß er den Krieg. Doch Lnther sollte den Ausbruch desselben nicht erleben. Zn Ansang des Jahres 1546 war er von seinen ehemaligen Landesherren, den Grasen von Mansfeld, ersucht worden, einen unter ihnen aufgebrochenen Streit in Bergwerks-Angelegenheiten zu schlichten. Trotzdem Luther schon leidend war — schon seit mehreren Jahren litt er am Stein und an der Kopsgicht —, trat er die beschwerliche Reise doch an. Die ausgetretenen Wasser der Saale nöthigten ihn, drei Tage in Halle zu bleiben. Am 28. Januar kam er in Mausfeld an; trotz seines Unwohlseins widmete er sich sofort dem sehr verwickelten Geschäfte der Grafen, und es gelang ihm auch, den Streit beizulegen. Wiederholte und stärkere Anfalle warfen ihn am 16. Februar aufs Krankenlager und bestärkten seine Ahnung des Todes. Zu seinem Freunde Dr. Jonas sprach er: „Ich bin hier zu Eis-leben geboren, wie, wenn ich auch hier sterben sollte?" Ju der Nacht vom 17. zum 18. Februar wurden die Schmerzen immer heftiger ; kurz vor feinem Ende rief er noch dreimal aus: „Vater! in Deine Hände beseht ich meinen Geist! Du hast mich erlöset, Herr, Du treuer Gott!" Dr. Jonas rief ihm noch laut ins Ohr: „Ehrwürdiger Vater! wollt Ihr auf Christum und die Lehre, wie Ihr sie gevredigt habt, beständig bleiben?" Da antwortete er 18.Fe> mit einem lauten „Ja!" legte sich auf die rechte Seite und ver-schied. Man wickelte feinen Leichnam in ein langes Gewand von weißer Leinwand, legte ihn in einen zinnernen Sarg und brachte ihn unter großem Geleite ans allen Städten, durch welche der Zug ging, nach Wittenberg, wo er am 22. Februar in der Schloßkirche beigesetzt wurde. Der Schmerz darüber, daß das weltliche Schwert jetzt als Schiedsrichter in Glaubenssachen eingriff, war ihm erspart geblieben. Melanchthon, sein treuer Freund und Gehülfe im Reformations-Merke, lebte noch 14 Jahre länger; er hat feine Ruhestätte neben Luther gefunden. In neuerer Zeit hat man jedem der beiden Reformatoren ein Denkmal in Wittenberg errichtet. m. Die Reformation in Brandenburg und Preußen. . Zur Zeit der Reformation regierte in Brandenburg Kurfürst , Joachim I. (1499—1535). (S. Thl. Ii. S. 131.) Derselbe

9. Neue und neueste Geschichte - S. 1

1880 - Dillenburg : Seel
Hkschl'chte her Jieujcit. 1. Die Reformation. Mit dem Beginne des sechzehnten Jahrhunderts trat eine tiefgehende Wandlung in der Geschichte der Völker ein, eine : Wandlung, welche durch hervorragende Begebenheiten (s. Thl. Ii.) i schon längere Zeit vorbereitet und von Männern, welche den ' Laus der Zeit ausmerksam beobachteten, in ihrem Anfange ge-I fühlt war, eine Wandlung, welche sich auf alle Schichten des : Volkes erstreckte, von der keine Nation verschont geblieben ist, 1 deren Einfluß auf Kunst und Wissenschaft, auf Gesittung und 2 Bildung, auf häusliches und öffentliches Leben und auf die Eut-; Wicklung der Sprache unmeßbar ist. Diese Wandlung, die am ersten und am meisten sich bei ädem deutschen Volke zeigte, wurde begonnen und zum großen ^Theile durchgeführt durch das weltgeschichtliche Ereignis, das säst Äie ganze erste Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts ausfüllte: (Die Reformation, d. i. Kirchenverbesseruug. Die Hervorragendste Persönlichkeit in dieser Begebenheit ist Dr. Martin Muther. a. Luther's Iugendjahre. In dem Dorfe Möhra ^zwijchen Eisenach und Salzungen) wohnte ein armer Bergmann, Gans Luther; seine Fran hieß Margaretha Lindemann. Diese Meiden zogen im Jahre 1483 zum Jahrmarkte nach Eis leb en 14.83 i m der heutigen preußischen Provinz Sachsen), und dort wurde ^huen am 10. November ein Sohn geboren. Schon am folgenden Lage wurde er getauft und empfing, weil dieser Tag der Mar-innstag war, den Namen Martin. Hans Luther blieb mit >3einer Familie in Eisleben, zog dann ein Jahr später nach Mans- 3 ep' wo er durch Fleiß und Sparsamkeit bald so weit kam, >oaß er das Bürgerrecht daselbst und ein Haus und später auch Hops, Lehrbuch, Iii. " .

10. Neue und neueste Geschichte - S. 5

1880 - Dillenburg : Seel
selbst sagt: „Ich wollte nicht tausend Goldgulden dafür nehmen, daß ich Rom nicht sollte gesehen haben." Als Luther nach seiner Rückkehr dem Ordensvorsteher Bericht über seine Reise erstattet hatte, drang dieser in ihn, daß er Doctor der Theologie werde; Luther widerstrebte, aber Dr. Staupitz wußte alle Bedenken zu beseitigen, und so wurde Luther im Jahre 1512 1512 feierlich zum Doctor der heiligen Schrift ernannt und verpflichtet. (Die Kosten trug sein Landesherr Friedrich der Weise). Des hierbei geleisteten Eides, „die heilige Schrift allezeit fleißig zu studiren, zu predigen und zu vertheidigen", hat er sich später oft genug getröstet. In welch' hohem Ansehen Luther bei dem ganzen Orden, besonders aber bei Dr. Staupitz stand davon gibt der Umstand Zeugnis, daß er von letzterem zum Visitator der Klöster in Thüringen und Meißen ernannt wurde. c. Lmers Auftreten gegen den Ablaß. Zu dieser Zeit trat in Deutschland ein Dominikaner-Mönch, Johann Tetzel auf und verkaufte Ablaßbriefe. Der Ablaß war ursprünglich ein Erlaß von kirchlichen, äußeren Strafen, z. B. von Wallfahrten, wogegen eine gewisse Geldgabe an die Kirche zu entrichten war. _ So lange die Lehre vom Ablaß diese Gestalt behielt, war ste keineswegs verderblich; aber nach und nach bildete sich die ^ehreaus und wurde vom Volke nur zu gerne angenommen, daß *ie, Kirche und besonders der Papst, gegen eine Geldabgabe die Sunde selbst erlassen könnte, daß also zur Erlangung der Vergebung der Sünde nichts als ein Ablaßbrief nöthig sei; Buße und Glauben meinte man nicht mehr nöthig zu haben. In dieser Gestalt wurde die Lehre vom Ablaß im höchsten Grade verderblich, umsomehr, als selbst für die schwersten Sünden, ja selbst für ^ Sunden die man noch begehen wollte, Ablaß ertheilt wurde. Wohtn sollte es bei solcher Lehre mit dem christlichen Leben L°mmenwper Pap? Leo X. hatte um diese Zeit einen allge-S welne!L } ^ ausgeschrieben, dessen Ertrag zum Ausbau der -Peterskirche m Rom verwendet werden sollte; Bevollmächtigter Verkaufe der Ablaßbriefe für Deutschland war der Erz-Ibtfchof Albrecht von Mainz und Magdeburg, und dieser hatte !deu oben genannten Tetzel mit dem Verkaufe beauftragt. Tetzel hl* von Wittenberg, und viele liefen zu ihm, mm Ablaßbriefe zu kaufen. Als einige derselben bei Luther beich-unb Luther ste aufforderte, ernste Buße zu thun, zeigten sie
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